Günter Walter wurde 1943 in Fürth/Bayern geboren. Er studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, bei dem gestisch-abstrakten Maler Gerhard Wendland. Schon während des Studiums ging Günter Walter eigene künstlerische Wege und beschäftigte sich mit farbigen Schraffuren und Strukturen, die ihn schon damals als „Konkreten“ auswiesen. Die Linie ist seitdem das bestimmende Gestaltungselement in seinen Werken und der Farbstift sein hauptsächliches Zeichenwerkzeug. Später nahm er das Lineal und selbstgefertigte Schablonen hinzu, mit denen er seither die Papierfläche orthogonal einteilt. In erster Linie ist Walter deshalb Zeichner, wenngleich einige Werke zwischen Zeichnung und Malerei changieren.
Walters Arbeiten brauchen Zeit, um zu wirken. Nach und nach entfaltet sich das einzelne Werk vor unseren Augen, Linien bilden Flächen, Flächen bilden Muster. Auch erscheinen Muster mit diagonalen Farbflächen, obwohl er die diagonale Linie selbst ausschließt – ähnlich den Interferenzen, wie man sie von Licht-, Schall- und Materiewellen aus der Physik kennt.
Erst mit einigem Abstand zum Bild nimmt man diese wahr. Sie resultieren aus der Verschiebung jeweils eines Farblinienmoduls zur jeweils nächste Reihe. Durchaus erinnert man sich an Aufnahmen aus dem Mikrobereich der Natur, obwohl Walter mit dergleichen nichts im Sinne hat. Vielleicht spiegeln Walters Arbeiten eine Ahnung vom harmonischen Bau und System einer Natur, die unserem Auge verborgen ist. Paul Cezanne formulierte es so, dass der Künstler nicht nach der Natur, sondern analog zur Natur arbeiten solle.